Angehende Selbständige sind durch unser Steuerrecht schon sehr verunsichert, zumal sie oft noch keinen Sekretär oder eine Assistentin haben – und das Honorar für den Steuerberater muss auch erst mal verdient werden.
Meine Verwaltungs- und Büroarbeiten halten sich glücklicherweise in Grenzen. Rechnungen zu schreiben ist nicht kreativ, aber vom gesamten Schriftkram am ertragreichsten. Es erfordert keine schriftstellerischen Qualitäten. Die Kopie der Vorlage oder einer alten Rechnung reicht zur optischen Gestaltung.
Zum Erstellen und Nachvollziehen einer Rechnung sind Kenntnisse der Grundrechenarten und der Prozentrechnung besonders wichtig und peinlich ist dann, wenn man da versagt.
Der Zwang zur regelmäßigen Buchhaltung von Ein- und Ausgangsrechnungen ist eher lästig, vor allem, weil laufend etwas anderes beachtet werden muss. Deutschland wird seine Spitzenposition bei der Produktion von Steuerliteratur nicht aufgeben. Daher ändern sich regelmäßig die Vorgaben der Finanzverwaltungen. Vom überschaubaren bierdeckelgroßen Steuerrecht des Friedrich Merz sind wir noch weiter entfernt, als F. Merz vom Amt des Bundeskanzlers.
Zitat: Deutschland stellt ca. 2 % der Steuerzahler auf der Welt, ist jedoch zugleich der einsame Weltmeister, was die Menge der Steuerliteratur betrifft – 70 % aller Steuerliteratur erscheint auf Deutsch
Gerade beschäftigen mich die Regeln zur Reisekostenabrechnung. Diese sind bei den Pauschalierungsmöglichkeiten schon mehrfach geändert worden. Pauschalen sind sinnvoll, weil man manchmal keine verwertbaren Belege für die Buchhaltung erhält, z.B. bei U-Bahnfahrkarten oder Parkgebühren oder an anderen Automaten. Ich denke, Sekretärinnen sind da am kompetentesten und so habe ich mich am Handbuch orientiert, welches in Kurzform im Internet abgerufen werden kann.
Ob ich alles richtig gemacht habe, weiß ich nicht, aber bei der Steuererklärung kann ich wenigstens den Satz „nach bestem Wissen und Gewissen“ unterschreiben und bei der letzten Prüfung vor ein paar Jahren hat die Prüferin vom Finanzamt nichts gefunden, was der Rüge oder eines Bußgeldbescheides wert war.
Neuer Deutscher Schwachsinn – darüber berichtet die FAZ:
https://www.faz.net/s/RubC8BA5576CDEE4A05AF8DFEC92E288D64/Doc~E1879D8CCCB614830B1A5A2655C1ACC8E~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Stimmt Nicht, es sind nur 10 Prozent.
Aus: Financial Times Deutschland, 7.1.2005
Vorgeworfen bekommen die Deutschen immer wieder, dass angeblich 80 Prozent der gesamten Steuerliteratur und -gesetze auf der Welt aus Deutschland kommen. Der Steuerexperte Albert Rädler hat nun Hinweise darauf gefunden, dass es in Wirklichkeit nur rund zehn Prozent sind.
Wenn es um große Steuerreformen auf kleinen Bierdeckeln geht, kommt das Argument spätestens nach zehn Minuten: Das deutsche Steuerrecht ist so kompliziert und das entsprechende Schrifttum so umfangreich wie nirgendwo sonst auf der Welt. Den Deutschen reicht es aber nicht, mit knappem Vorsprung auf Platz eins zu stehen, nein, sie neigen auch im Negativen zu Extremen.
„Das hat mich immer schon geärgert, diese Wichtigtuerei: Wir sind überall die Größten und die Schlimmsten“, sagt Albert Rädler, Steuerberater bei Linklaters Oppenhoff & Rädler und emeritierter Professor der Uni Hamburg. Jetzt ging er der Sache auf den Grund. Zusammen mit Hubert Hamaekers vom International Bureau of Fiscal Documentation in Amsterdam wertete er die dortige Bibliothek aus. Die enthält die wohl größte Sammlung reiner Steuerliteratur weltweit. Alle Länder der Erde schicken ihre Gesetze und ihre Begleitliteratur nach Amsterdam.
Ergebnis: Deutschland kommt nicht auf 80, sondern nur auf rund zehn Prozent des angesammelten Papiers. Damit schaffen die deutschen Steuerrechtler zwar tatsächlich Platz eins. Die USA, Großbritannien und die Niederlande folgen aber mit geringem Abstand. Für Rädler nicht überraschend: „Jeder, der nur ein bisschen internationale Erfahrung hat, weiß, wie kompliziert das Steuerrecht in den USA und in Großbritannien ist.“ In Frankreich dagegen sei „das Schrifttum bescheiden“, stellte Rädler bei seiner Untersuchung in Amsterdam fest.
Nach seiner Ansicht sind die deutschen Gesetze nicht zu lang, sondern bewusst unklar formuliert, damit die Betroffenen nicht wissen, woran sie sind. Die Folge: „Bei der Zahl der Steuerprozesse und der Finanzrichter pro Kopf sind wir sicher Spitze.“ Jens Tartler