Melsunger Bürgern mit jüdischem Glauben wird mit Stolpersteinen gedacht wenn sie während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.
In Erinnerung werden aber auch die ehrenamtlichen Autoren der zugehörigen Website bleiben. Sie sind die Ansprechpartner für Hinterbliebene und Interessierte aus aller Welt. Selbst Jahre nach der Veröffentlichung sind die ehrenamtlich erstellten Informationsseiten noch Gegenstand von Anfragen an die Redaktion.
Das Impressum ist für die Kontaktaufnahme wichtig, weil die Adresse des dort genannten Websitekümmerers das Ziel von Anfragen ist. Der Angeschriebene prüft die Seriosität und leitet ernst gemeinte Anfragen an die zuständigen Redakteure oder den Vorstand des Vereins weiter.
Kürzlich waren zwei bemerkenswerte Anfragen dabei.
Aus Korea: Am 3. Juni gab es die Anfrage einer Mitarbeiterin des zweitgrößten koreanischen Fernsehsenders, die mit einem Filmausschnitt dokumentieren will, wie man in Deutschland die Verbrechen der Vergangenheit aufarbeitet. Zum Hintergrund: In Korea begannen die japanischen Besatzer zahlreiche Verbrechen im 2. Weltkrieg. Nach Aussage der koreanischen Fernsehmitarbeiterin, weigern sich die Japaner jedoch bis heute, ihre Kriegsverbrechen zuzugeben. Sie benennt unter anderem die von Japanischen Soldaten missbrauchten Trostfrauen.
Weil sie kein Vorstandsmitglied in Sachen Drehgenehmigung für die Stolpersteinverlegung am 15. Juni 2015 erreichen konnte, schilderte sie dem im Impressum genannten Konrad Rennert zunächst das Vorhaben ihres Senders: Zum einen geht es dem Sender SBS um die Idee des Künstlers Gunter Demnig, zum anderen um die Art, wie den deutschen Schülern die Geschehnissen um die Judenverfolgung nahe gebracht werden.
Aus den USA: Am 22. 4. 2015 kam eine Email von einer Enkelin von LEOPOLD and PAULA LEVY aus Amerika. Ihre Großeltern wurden in Theresienstadt und in Ausschwitz ermordert. Ein paar Zeilen aus der Mail: „Unfortunately, my German is not very good and I could not understand all of the content of the article.
I would be MOST appreciative if you could send me an English translation of this biography and any other information you might have on my Grandparents, LEOPOLD and PAULA LEVY.
I am the daughter of William Levy.”
Den Artikel, auf den die Nachfahrin der Levys Bezug nimmt, hatte Dieter Hoppe schon vor Jahren verfasst. Er hat auch das Bild oben beigesteuert, als er vor Jahren im Marburger Staatsarchiv recherchierte. Deshalb wurde die Mail mit der Bitte um Übersetzung an ihn weitergeleitet. Als ehemaliger Lehrer mag Dieter Hoppe keine Fehler. Er unterrichtete Chemie, Geographie und Geschichte, aber nicht Englisch. Deshalb sprach er seinen früheren Lehrerkollegen Siegfried Bohn an, um sich bei der Übersetzung helfen zu lassen.
Man sieht es dem Werk der beiden Pensionäre an, dass sie das „lebenslange Lernen“ nicht nur als Floskel verstehen, sondern noch immer gutes Lehr- und Anschauungsmaterial produzieren können.
Vor dem Blick auf deren Übersetzungsarbeit ist der Hyperlink zum ursprünglichen Artikel empfohlen, welche Ausgangspunkt für die Anfrage aus Amerika war.
Die drei Hyperlinks führen zu pdf-Dateien mit den angefertigten Übersetzungen und einem weiteren Zusatz:
1. Der Artikel in Deutsch und Englisch in einem Dokument
2. Nur die englische Übersetzung des Artikels
3. Eine Ergänzung: Der Pass von Paula Levy. Wäre bei der letzten Grenzkontrolle keine Beanstandung erfolgt, hätte Paula noch ausreisen können, um der späteren Ermordung im Konzentrationslager zu entgehen.
PS: Als Online-Verleger und Verantwortlicher für die Richtigkeit von Angaben dieser Website recherchierte der Autor dieser Einleitung (kr) gewohnheitsmäßig nach dem Übersetzer von Dieter Hoppes Werk. Dabei stellte er einmal mehr die deutsche Gründlichkeit fest: Im Hessischen Staatsanzeiger werden sowohl Dieter Hoppe als auch Siegfried Bohn im Jahr 1969 genannt, weil sie vor 46 Jahren in das Beamtenverhältnis übernommen wurden.
Fazit: Nicht nur Stolpersteine sondern auch Staatsarchive und Staatsanzeiger verhindern das Vergessen.
Tipp: Sollten auch Sie Beamte unter Ihren Bekannten haben, ist der Staatsanzeiger eine gute Adresse, um bei passenden Anlässen nach Fakten zu suchen. Zufällig hat der Autor auch einige Lehrer aus seiner Schulzeit an der Alten Landesschule in Korbach gefunden, als die Autoren Bohn und Hoppe recherchierte.