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Beschäftigung mit angeblichem Geschichtsrevisionismus

Zusammenfassung und Gedanken zum Schriftwechsel mit Dieter Hoppe, einem Zeitzeugen und kritischen Analytiker der Geschichte des letzten Jahrhunderts.
Ausgangspunkt dieses Beitrages ist das rechts eingebundene Video und die unliebsame Folgen des 100 Jahre zurückliegenden 1. Weltkrieges und die Gefahr, dass aus der Geschichte nichts gelernt wurde.
SOPWolfgang Schäuble hat vor einigen Wochen das Vorgehen von Putin bei der Annexion der Krim mit dem von Hitler bei der Annexion des Sudetenlandes verglichen. Für die von Schäuble verglichenen Machthaber ist der Traum von alter Größe ein Grund, sich verlorene Gebiete zurück zu holen: In weiten Gebieten der Ukraine leben russisch-stämmige Menschen, die teilweise ins großrussische bzw. post-sowjetische Reich zurück möchten. Ähnlich war es nach dem 1. Weltkrieg als das Deutsche Reich und das Habsburger Reich (Österreich-Ungarn) auseinanderfielen bzw. große Teile mit deutschstämmiger Bevölkerung von den Nachbarländern annektiert wurden, ohne dass dort völkerrechtsmäßige Abstimmungen durchgeführt wurden. Im Prinzip waren die von den Siegern geschaffenen Grenzen unnatürlich, weil die Übergänge der Nationalitäten bis dahin fließend waren. So wie noch heute in den umkämpften Gebieten der ehemaligen Sowjetunion oder Ex-Jugoslawiens. Ethnische Säuberungen sind und waren schon immer die Folge von derartigen Grenzziehungen. Neu geglaubte Stärke der vormals Unterlegenen verleitet dann dazu, geschehenes Unrecht mit neuem Unrecht und Gewalt zu beantworten. Das was Schülern im Geschichtsunterricht angeboten wird, ist ein auf wenige Schwerpunkte reduziertes und interpretiertes Extrakt. Geschichte und Geschichtsschreibung wurde und wird solange es sie gibt immer von Siegern dominiert. Die Sieger aus den unzähligen Kriegen haben die Möglichkeit, unliebsame Quellen für die Nachwelt zu zerstören oder zumindest zu relativieren, so dass die von ihnen gewünschte Deutung mehr Gewicht hat. Solche Versionen werden zur Wahrheit und über Schulbücher zur anerkannten Lehre. Widerspruch ist ab diesem Zeitpunkt Revisionismus.
Wenn brisante geschichtliche Fakten genannt und offenkundige Parallelen mit der Gegenwart auffallen, ist der Vergleich nur Privatpersonen erlaubt. Der Spiegel berichtete über Schäubles Vergleich: „Ukraine-Krise-Schaeuble-vergleicht-Putins-Krim-Plaene-mit-Hitlers-Politik“ Er bekam den Ärger seiner Chefin zu spüren: Krim-Krise-Schaeubles-Putin-Hitler-Vergleich-sorgt-fuer-Wirbel

Die Regierungschefin weiß wohl, dass Ihr Finanzminister Recht hat, aber sie weiß, dass man in leitenden Positionen schweigen sollte, um nicht des Revisionismus verdächtigt zu werden. Erst im späteren Ruhestand darf man sich derartige Vergleiche in der Biografie erlauben. Der oben im Video abgebildete ehemalige Bundeswehrgeneral und Fachmann für Rüstungsfragen und Auswertung von Archivmaterial braucht derartige Rücksichten nicht mehr zu nehmen. Er kann als Rentner nicht mehr gefeuert werden. Der Ex-Generalmajor der Bundeswehr ist 1939 in Weimar geboren und wird mit dem Attribut „geschichtsrevisionistisch“ belegt. Dieses Attribut nutzen die Protagonisten des herrschenden Geschichtsmainstreams, um sich ernsthafte Auseinandersetzungen mit unangenehmen Wahrheiten zu ersparen. Polemik und Oberflächlichkeit statt echter Analyse ist überhaupt ein Problem in den Nicht-Naturwissenschaften wie der Geschichte.

Material, welches die jüngeren Generationen nicht in Schulbüchern finden, sieht man in den folgenden Verlinkungen im Rahmen von philatelistischen Sammlungen und Kommentaren. Dieter Hoppe hat mir einige historische Sammlungsstücke zu den Grenzziehungen mit und ohne Volksabstimmungen nach dem 1. Weltkrieg angeboten, die ich hiermit vorab veröffentliche:

Fazit: Viele Grenzen in Europa sind unnatürlich entstanden. Die Entstehungsgeschichte der Grenzen sollte jetzt im zeitlichen Abstand vieler Jahrzehnte in ihrer vollen Komplexität dargestellt werden.

Niemand sollte versuchen, Osteuropäische Grenzen gewaltsam zu ändern, weil das den Weltfrieden bedroht. Wer in der zusammen wachsenden EU von einem Hof oder einem Haus am Mittelmeer, den Karpaten oder dem Baltikum träumt, der soll nicht mit bewaffneter Eroberung drohen, sondern in passenden Immobilienportalen schauen und die Finanzierung mit seiner Bank besprechen.