Schäuble vergleicht Putins Politik mit der von Hitler. Wolfgang Schäuble hat völlig Recht, er sollte es aber in seiner Position nicht sagen, weil diplomatisches Porzellan zerschlagen wird. Vieles was bisher gelaufen ist, hat auffällige Parallelen. Der Beweis ist erbracht, weil jetzt schon Gebiete annektiert wurden, so wie damals das Sudetenland.
Die ukrainischen Emotionen und Aversionen gegen das große Brudervolk sind in historischen Erfahrungen begründet. Auf Stalins Anweisungen hin wurde besonders die Ukraine in Mitleidenschaft gezogen. Im Spiegel gab es dazu einen Artikel „Als Stalin die Menschen zu Kannibalen machte“. Beim Holodomor (wörtliche Übersetzung: Tötung durch Hunger) starben in der Ukraine in den Jahren 1932-33 etwa 3,5 Millionen Menschen.
Zurzeit nimmt Putin den Ukrainern noch nicht die Nahrung weg, er versucht das widerspenstige kleine Brudervolk über den Gaspreis gefügig zu machen und marschiert bedrohlich an der Grenze auf. Vor hundert Jahren führte die nach dem politischen Mord in Sarajewo gestartete Kettenreaktion schon einmal zum großen Unglück, dem 1. Weltkrieg. Der Unterschied ist, dass damals das Hinterland des Kampfgebietes noch nicht von Atomwaffen erreicht werden konnte.
1962 wurden die Amerikaner unruhig, weil sowjetische Waffen in Kuba stationiert werden sollten. Wenn die Nato jetzt ihre Waffen dichter an Moskau zu rücken versucht, kann das nicht gut für den Frieden sein. Kriege mit Waffen sind hoffentlich keine Option für die Politik. Es bleibt der Wirtschaftskrieg. Der wird uns nicht töten, er wird hier viele Arbeitsplätze kosten. Möglicherweise müssen wir im Winter Pullover tragen weil das russische Gas für die Heizung ausbleibt. Noch stärker geprüft wird die Leidensfähigkeit der ärmeren russischen Bevölkerung. Ob sich dann die Zahl der Putin-Anhänger reduziert, bleibt abzuwarten – genauso wie die Frage, ob sich spätere Generationen folgende Jahreszahlen merken müssen:
- 1914: Beginn des 1. Weltkrieges
- 2014: Beginn des 1. Weltwirtschaftskrieges?