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Tickt Österreich im Internet anders?

Eben habe ich nach dem Frühstück die interessante Kolumne eines etablierten Wiener Journalisten gelesen. Er beschäftigt sich mit der Wahl des Time-Magazins zur Person des Jahres: Guter Schmäh in Vollendung und interessante Aspekte, die hervorragend polarisieren können. Das reizt mich mehr als nur trockene Fakten! Die müssen natürlich auch sein und die finde ich in der Tagesschau und bei Wikipedia und manchmal auch in unserer Regionalzeitung – aber das reizt selten zum kommentieren. Nach dem Lesen des Wiener Blattes schrieb ich sofort einen Kommentar und wollte ihn wie üblich unter meinem echten Namen veröffentlichen. Das gestaltete sich viel bürokratischer und umfangreicher als meine Personaldatenerfassung beim wichtigsten Auftraggeber. Man wollte auch eine Anrede ausgewählt haben und die volle Anschrift mit Land und dazu noch ein Geburtsdatum. Bis auf das Geburtsdatum habe ich alles korrekt ausgefüllt. Ich habe mich ca. 50 Jahre älter gemacht. – Das wirkt dann beim Redakteur, der über die Zulassung meines Kommentars bei „derStandard.at“ entscheidet, sicher seriöser und schon 15 Minuten nach dem Klick auf „Senden“ konnte man meinen vom Standard auf 750 Buchstaben beschränkten Gegenschmäh lesen 😉
Hier die Kolumne: „Internet und Demokratie
Und dazu meine Reaktion: Bei Medienkompetenz überfordert?

“Durch einen Blogger bin ich auf die interessante Kolumne gestoßen. Der Autor hat in wesentlichen Punkten nicht Unrecht und schafft es auch hervorragend mit der nötigen Spitzzüngigkeit seine Leser zu polarisieren. Aber er schreibt nichts über die Unsicherheit, die Arbeiter seiner Zunft empfinden, wenn sie jetzt plötzlich Journalisten-Laien auf Augenhöhe begegnen müssen, die sich nicht erst in langen Jahren bei den alten Medien hochdienen müssen, um so etwas schreiben zu dürfen.
In Deutschland werden Physiker Bundeskanzlerin – warum sollten sie denn nicht auch Graswurzeljournalisten werden? Oder ist die Meinungs- und Informationshoheit auf zugelassene, zertifizierte Journalisten mit mehrjähriger Berufspraxis beim Standard zu beschränken?”