Was ist besser: Wortbruch beim Wähler oder Verrat an der Partei?
In der Wikipedia steht: Verrat ist ein besonders schwerer Vertrauensbruch, der die angenommene Loyalität verletzt.
Wer beim oft genutzten Textverarbeitungsprogramm „Word“ den Thesaurus benutzt, findet bei Wortbruch die Synonyme „Verrat, Untreue, Unredlichkeit,…“
Seit einigen Tagen wird in den Medien und den zugehörigen Foren eine heftige Diskussion über Verrat und Wortbruch im Zusammenhang mit den Namen Beck und Ypsilanti geführt.
Das bestätigt mir einmal wieder, wie richtig es war, nicht in eine Partei einzutreten, obwohl ich an Politik sehr interessiert bin und manche Ziele der unterschiedlichsten Parteien für richtig und wichtig halte.
Was hätte ich mit dem eigenen Gewissen an Stelle der Abgeordneten Dagmar Metzger tun sollen, wenn ich das im Wahlkampf gegebene Versprechen, nicht mit der Linkspartei zusammenzuarbeiten, nach der Wahl für gegenstandslos halten sollte, um meiner Partei zum Preis des Wortbruchs zur Macht zu verhelfen. Das Problem der SPD sind nicht Mandatsträger wie Frau Metzger sondern Aussagen, die über Nacht für überholt erklärt werden. Wer kein Versprechen gibt, kann es auch nicht brechen und kann dann auch nicht durch Wortbruch enttäuschen. In Zukunft hätte Frau Metzger den Menschen, denen sie im Wahlkampf das Versprechen gegeben hat, nicht mit der Linkspartei zusammenzuarbeiten, nicht mehr offen in die Augen schauen können. Eine Situation wie bei einem Ehebrecher, der sein feierliches Eheversprechen als Geschwätz von gestern deklariert und ab sofort zu einem neuen Partner ins Bett steigt. Keine Bündnisversprechen zu geben macht vielleicht weniger attraktiv, es ist aber glaubwürdiger und hält alle Optionen zur Zusammenarbeit offen.
Für Wechselwähler wie mich sind sowieso die Ergebnisse wichtiger als Namen. Wenn wir in Zukunft eine bessere Bildungspolitik und einen Arbeitsmarkt haben, bei dem alle Arbeitswilligen eine Chance haben, ihr Einkommen selbst zu verdienen, ist mir völlig egal, welche Partei den Regierungschef stellt.
Es würde für die SPD sprechen, wenn sie die Vorfälle seit der Hessenwahl zum Anlass nimmt, über Glaubwürdigkeit und den Umgang miteinander zu diskutieren. Frau Metzger sollte nicht zum Sündenbock gemacht werden, weil sie zu Ihrem Gewissen steht. Sie hätte ja auch still sein können, um klammheimlich ihrem Gewissen zu folgen, wie wir es schon bei der gescheiterten Wahl von Heide Simonis gesehen haben.