1972: mein erster Besuch einer documenta. Dazu lese ich in der zugehörigen Retrospektive: …Trivialrealismus (Kitsch), Werbung und Warenästhetik und die „Bildnerei der Geisteskranken“. Für einen 18 jährigen Schüler war das Kunsterlebnis verstörend und beeindruckend: Offensichtlich konnte man als Gestörter oder Geisteskranker Werke erschaffen, für die manche begüterten Menschen viel Geld zu zahlen bereit waren.
Anfang Juni 2017, d.h. 45 Jahre nach diesen ersten Erfahrungen, hat man sich daran gewöhnt, dass viele moderne Werke gaga sind. Verstörend ist eher, was um die Orte der mutmaßlichen Kunst zu sehen ist. Kassel versucht bei der documenta, das WIRKLICH VERSTÖRENDE als nicht VERSTÖREND erscheinen zu lassen.
Was aussieht, als hätten örtliche Bauunter-nehmen ein paar Paletten Ziegelsteine, Bordsteine oder Pflasterplatten an Baustellen hinterlassen, ist in Wahrheit der Versuch, die vielen hundert religiösen Fanatiker davon abzuhalten, mit Fahrzeugen an zentralen Plätzen Kassels Massenmorde an Ungläubigen zu verüben. Jeder LKW könnte wie in Berlin, Nizza oder London zu ihrer Waffe werden. Wenn die LKW-Anmietung nicht klappt, könnte es passieren, dass man sich mordend den Laster beschafft. Die möglichst unauffällig ins Stadtbild drapierten Hindernisse sollen die Reduzierung möglicher Opfer im Falle eines documenta-Attentats bewirken.
Die Werke des städtischen Bauhofs rütteln die Gemüter mehr auf, als die ausgestellte Kunst: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/superkunstjahr-2017/unbehagen-an-der-kunst-documenta-in-kassel-15052732.html
Fazit: Die Werke der documenta selbst entsprechen wahrscheinlich den üblichen Erfahrungswerten der Besucher. Aufrüttelnd sind allenfalls die nicht im Programmheft genannten Begleiterscheinungen zur Terrorismus-abwehr. Folglich sollten bei der d15 im Jahr 2022 Bagdad, Damaskus und Kabul als Partnerstädte in Frage kommen. – Oder das vor 45 Jahren bei den olympischen Spielen von Terroristen heimgesuchte München.