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Moral Bombing – Anmerkungen eines Zeitzeugen

Ein Lancaster Bomber wird im September 1942 für den Angriff auf Bremen vorbereitet
By Daventry B J (F/O), Royal Air Force official photographer [Public domain], via Wikimedia Commons
Dieter Hoppe, Jahrgang 1936, hat als Schüler in Halle an der Saale die Bombardierung europäischer Städte miterlebt. Auf 26 Seiten finden Sie seine Anmerkungen zu den damaligen Geschehnissen: https://heiligenberg-blog.de/wp-content/uploads/2017/04/Hoppe-Luftkrieg-Moral-Bombing.pdf

Kriegserfahrung prägt für das ganze Leben. Seine Generation wird für die Zerstörer der Städte und Kulturschätze keine Zuneigung empfinden können. Das gilt für Freund und Feind aus damaliger Zeit gleichermaßen.
Spätestens ab dem 3. Kriegsjahr hatten die Bomben das Ziel, die Moral der Zivilisten im Feindesland zu schwächen. Die Schwächung der Moral sollte zum Aufgeben des Kampfes zwingen.

In einem Fall scheint diese Logik aufgegangen zu sein: Der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima hat wahrscheinlich hundert-tausenden Soldaten das Leben gerettet. Die Inseln Japans wären nicht so leicht zu erobern gewesen wie Mitteleuropa. Die Zerstörung Nagasakis zwei Tage später war nach der Machtdemonstration überflüssig. Man hätte den weiteren Einsatz der verheerenden Waffe androhen können. Zur Zeit des Endkampfes in Europa, war die Bombe glücklicherweise noch nicht fertig.
Alle an der Einsatzentscheidung beteiligten Personen sind schon lange tot. Die Schuld an Kriegsverbrechen kann nicht vererbt oder aufgerechnet werden. Wenn das so wäre, gäbe es nie eine Versöhnung. Heere aus Nachbarländern haben immer wieder gegen die Menschlichkeit verstoßen. Grausamkeiten und sinnlose Zerstörung gab es allerorten.
Aktuell beobachten wir aus sicherer Entfernung die Zerstörung von Kulturschätzen, den Einsatz von Giftgas und die folgende Reaktion mit Fernwaffen auf Befehl des US-Präsidenten. Das Aufrechnen geht weiter.
Am Ende des Zeitartikels https://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/geschichte-holocaust-hiroshima-verdraengung-gedenken-vergangenheitsbewaeltigung-5vor8 wird ein russisches Sprichwort genannt.
„Wer auf den alten Missetaten herumreitet, der verliert ein Auge; wer sie vergisst, verliert beide Augen.“
Dem kann ich als Herausgeber dieses Blogs uneingeschränkt zustimmen.

Die Anmerkungen von Dieter Hoppe sollten Sie unter dem Aspekt lesen, dass er durch persönliche Kriegserfahrung geprägt ist. Wie schön wäre es, wenn die heutigen Kinder im Nahen Osten in 70 Jahren von ihren schlimmen Kindheitserinnerungen sprechen und ihre Enkel dann sagen: Das ist interessant aber nur noch Geschichte. Die Kriegsverbrecher und Kommandeure von damals sind alle tot. Wir leben jetzt friedlich mit allen Nachbarn und Bürgerkriege sind vorbei. Die Europäer haben diese Erfahrung schon 70 Jahre früher machen dürfen.