Eine schlichte Plausibilitätsprüfung bei der Prüfung der von der Automobilindustrie genannten Abgaswerte hätte genügt, um den Fake zu erkennen: Dazu hätte die Anwendung des Dreisatzes zur Aufdeckung des Fakes genügt. Der Dreisatz ist ein Lösungsverfahren für Proportionalaufgaben. Jeder Ingenieur und jeder mit der Zulassung und der Qualität von Produkten beschäftigte Prüfer sollte es kennen.
Ein in der Autobild erschienener Beitrag belegt den Betrug, ohne dass die Redakteure dabei stutzig wurden. Sie schreiben, dass nach den Herstellerangaben etwa 2 bis 5 % Adblue der getankten Dieselmenge nachzufüllen sind. Im Test wurde aber ein Verbrauch von weniger als 0,5 % gemessen. Nach diversen Gerichtsverfahren wissen wir, warum der Adblue Verbrauch so niedrig ist: Meistens ist die Abgasreinigung durch geheime Software abgeschaltet: Wo kein Adblue eingespritzt wird, können auch keine Stickoxide aus dem Abgas entfernt werden. Das nennt man Kausalität. Weil verantwortliche Politiker dieses Prinzip von Ursache und Wirkung bei der Gesetzgebung nicht berücksichtigten haben, gibt es einer seriösen Studie zufolge jährlich mehr als 10.000 Todesfälle in Deutschland und in Europa sogar 75.000.
Das ist um Größenordnungen mehr als durch die Risiken der Nukleartechnologie. Die Abschaltung dieser Technologie hat man folgerichtig nach Fukushima angeordnet. Das Urteil zur Abgasreinigung aus dem Stuttgarter Prozess ist somit zwingend. Jeder, der seine Umsetzung behindert, macht sich der Beihilfe zur Tötung mitschuldig.
Sicher kann man nicht Millionen Dieselfahrzeuge kurzfristig verschrotten. Man kann aber die sofortige Nachbesserung fordern und die penible Einhaltung der abgasreinigenden Maßnahmen. Die Überprüfung geschieht durch Datenvergleich von Kilometerständen und nachgetankter Adblue-Menge. Wenn die Verbrauchswerte von Diesel und Adblue nicht stimmig und proportional sind, wird das Fahrzeug auf Manipulationen überprüft und ggfs. sofort stillgelegt. Sollten Manipulationen an der Technik nachweisbar sein, wird der Halter bestraft.
Bei der Definition und Umsetzung von Prüfmethoden, kann man an den Sicherheitsüberprüfungen für die Nukleartechnologie Maß nehmen. Bei fünfstelligen Todesfällen sollte man den Fake der Autoindustrie nicht milder beurteilen, als wenn es die gleiche Anzahl von Toten in Sachen Nukleartechnologie geben würde.
Geschieht das nicht, sich unsere Umweltpolitiker nur unglaubwürdige Populisten, die auf Wähler setzen. Wem AKWs suspekt sind und dann mit dem sparsamen Diesel zur Anti-AKW-Demo fährt, ist nach der Aufdeckung des Fakes ein Umwelt-Faker.
Die Saure-Gurkenzeit bei den Nachrichten fällt wohl dank des Dieselgates aus. Auch im Wahlkampf könnte es plötzlich noch spannende Diskussionen zu Umweltthemen geben.